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Namen sind Nachrichten
ALCIATI, Andrea
Humanist, Jurist; geb. 1492 in Alzate bei Como, gest. 1550 in Pavia. Wechselte unstet von Universität zu Universität: Avignon, Bourges, Bologna, Ferrara, Orléans, Pavia, zeitweise Rechtsanwalt in Mailand. 1546 Apostolischer >>Protonotar. Begründer der Rechtsschule von Bourges, die bei der Exegese der römischen Rechtsquellen die scholastische Methode der Postglossatoren durch eine humanistische, historisch-kritische Methode ersetzte. Ab 1528 in Orléans Lehrer von Johannes Calvin; 1531 veröffentlichte er in Augsburg beim Verleger Steyner sein «Emblematum liber», das er dem Augsburger Stadtjuristen und Humanisten Konrad Peutinger widmete.
[Literatur: LThK I col. 297]
ARNOLD von BRESCIA
(um 1100-1155), CanSA, Propst in Brescia. Freund (in Paris Schüler?) von Petrus Abaelard, verfocht die Pflicht der Kleriker zu einem frommen Leben in Armut, forderte von der Kirche Verzicht auf Besitz und Regalien, ergriff Partei für Abaelard auf dem Konzil von Sens 1140. Er wurde (wohl auch aus diesem Grund) auf Betreiben Bernhards von Clairvaux aus Frankreich, später auch aus der Schweiz vertrieben und fand Zuflucht beim päpstlichen Legaten(!) Guido von Castello in Böhmen. Dieser vermittelte 1145 seine Aussöhnung mit dem Papst, die aber nicht von Bestand war, da er mit seiner Predigt gegen Simonie, Verweltlichung des Klerus und gegen die konstantinische Schenkung eine Empörung der Römer gegen die päpstliche Stadtherrschaft unterstützte. Er wurde 1148 gebannt, die Römer schützten ihn zunächst, ließen ihn aber 1155 in die Hände Friedrich Barbarossas fallen. Der römische Stadtpräfekt ließ ihn erhängen. Arnold predigte keine Häresien (was man ihm vorwarf), sondern nur die auch von vielen anderen geforderte Armut der Kirche; ein unbeherrschter Charakter (darin war er Abaelard nicht unähnlich) und weltlich-politischer Ehrgeiz hatten ihn aber in Gegensatz zur Kirche gebracht; seine Anhänger gingen in oberitalienischen Waldenser- und Katharergruppen auf. [vgl. eingehend Arno Borst in LThK I 893]
CASTELLIO, Sebastian
(Castalio, Châteillon, eig. Chastillon; Ps. Martin Bellius) Philologe und Bibelübersetzer, Lehrer der griechischen Sprache, geb. 1515 in St.-Martin-du-Fresne (heute: du Frêne, Savoyen, Dept. Ain), gest. 29. 12. 1563 in Basel. Er wurde von Jean Calvin, den er in Straßburg kennengelernt hatte, als Schulrektor nach Genf berufen, aber wegen theologischer Differenzen (Kanonkritik, Interpretation des Hohelieds) wieder vertrieben, ab 1545 in Basel, dort 1553 Prof. für Griechisch. Er wurde von den Genfer Calvinisten mit einem Prozeß überzogen, weil er die durch Calvin veranlaßte Hinrichtung Michael Servets 1553/54 in seiner Schrift „De haereticis, an sint persequendi et omnino quomodo sit cum eis agendum, Luteri et Brentii, aliorumque multorum tum veterum tum recentiorum sententiae“ kritisiert hatte. Servet war Arztes in Biel, Kt. Bern, Entdecker des Blutkreislaufs, aber
auch Antitrinitarier, d.h. Leugner der Dreipersönlichkeit Gottes und
Gottheit Christi. Mit dieser und anderen Schriften („De l'impunité des hérétiques“) war er ein früher Verfechter des Gedankens religiöser Toleranz. Auf den Druck der Genfer Reformierten (Jean Calvin, Theodor Beza) mußte er aus seinem Basler Asyl weichen, starb aber während der Vorbereitung seines Umzugs. Seine philologisch bedeutende, äußerst gewissenhafte lateinische Bibelübersetzung („Biblia sacra latina“, Basel 1551 u.ö.) strebt nach klarem und klassischem Ausdruck, beeinträchtigt aber dadurch auch die Kraft des Bibelwortes, die ihm Hieronymus gegeben hatte (Bsp. Jo 1, 1: „In principio erat sermo...“). [Mehr bei Buchberger, Handlexikon I 858/59; LThK II 973; NDB III 173f.; RGG3 I 1627. Biogr. Lit.: Guggisberg, Hans Rudolf: Sebastian Castellio 1515 - 1563, Göttingen 1997; Guggisberg, Hans Rudolf: Sebastian Castellio im Urteil seiner Nachwelt vom Späthumanismus bis zur Aufklärung, Basel 1956; Zweig, Stefan: Castellio gegen Calvin oder Ein Gewissen gegen die Gewalt, hrsg. u. mit e. Nachbemerkung vers. von Knut - nicht: Kurt - Beck, Frankfurt am Main: Fischer, 1987]
ERASMUS von ROTTERDAM
(„Desiderius Erasmus Roterodamus“; Name Desiderius nach einem Freund des hl. Hieronymus gewählt), Humanist, geb. 28. 10. 1469 in Rotterdam, gest. 12. 7. 1536 in Basel; seit 1486/88 Augustiner in Steyn bei Gouda, Priester 1492, Studium in Paris 1495, 1506-1509 Studienaufenthalt in Italien, 1509-1514 Besuch bei Thomas More in England, bis 1516 in Basel, bis 1521 in Löwen, dann wieder in Basel; Wegbereiter, aber nicht unkritischer Anhänger der Reformation, Gegner Luthers ab 1524, 1529 bis 1535 wegen der tumultuarischen Reformation in Basel nach Freiburg ausgewichen, dann bis zum Tod 1536 wieder in Basel.
[Quelle: LThK 2. Aufl., Bd. 3, col. 955-957, Jedin]
GREGOR von TOURS
Georgius Florentius Gregorius Turonensis, geb. am 30. 11. 538 oder 539 in Augustonemetum (= Clermont, Auvergne). Er stammt aus dem Senatorenadel, der in Gallien in der Spätantike die Führungspositionen in Staat und Kirche innehatte; sein Onkel Gallus war 525 - 551 Bischof von Clermont, sein Großvater Georgius war Nachkomme des Märtyrers Vectius Epagatus von Lyon, † 177; seine Mutter Armentaria war Enkelin des Senators und späteren Bischofs Gregorius von Langres (506/07 - 539) – von ihm hat Gregor den Beinamen. 552 Diakon; Regierungszeit von König Sigibert I. von Austr(as)ien 573 Bischof von Tours 575 Ermordung Sigiberts I., dessen Sohn Childebert (II.) wird durch Chilperich verdrängt; Chilperich besetzt Tours; Gregor, der Chilperich innerlich ablehnt, weil er mit dem legitimen Childebert sympathisiert, gerät wegen Gewährung des Kirchenasyls unter Konspirationsverdacht von Seiten Childeberts und dessen Frau Fredegunde; er kann sich aber 584 durch einen Reinigungseid vom Verdacht befreien; sein Verhältnis zum Königshaus bessert sich, er wird Gesandter und Vermittler zwischen Childebert II., Gunthram von Burgund und Fredegunde; gleichwohl bezeichnet er um 590 Chilperich als „Nero und Herodes unserer Zeit“ (Hist.Fr. VI,46) 594 17. 11. gest. in Tours Buchner Bd. II, pg. VIII-XI
Werke (Übersicht in den Hist.Fr., X,31: Buchner II, pg. 414, Krusch I,2): • Historiae Francorum (10 Bücher) entstanden zw. 573/575 (I bis IV) und 580-591 (V bis X); ed. Krusch, MGH Script.rer.Merov. I,1 Übersicht über die Weltgeschichte von Adam und Eva bis zur eigenen Gegenwart; ◊ Quelle für die Geschichte des fränkischen Merowingerreiches zwischen Imperium Romanum und Karolingischem Reich ◊ Dokument für die Romanisierung der lateinischen Sprache • De Vita patrum (1 Buch) ed. Krusch, MGH Script.rer.Merow. I,2 • In Psalterii tractata (1 Buch) • De cursu stellarum sive de cursibus ecclesiasticis, ed. Haase; entstanden zw. 575 und 582 (Hilfe für die Zeitbestimmung der Gestirnskonstellationen für die nächtlichen Offizien) • Miracula de virtutibus Sancti Martini (7 Bücher) • Liber de missis ab Sidonio Apollinari compositis (verloren; erwähnt in Hist.Fr. II,22) • Passio sanctorum septem dormientium apud Ephesum • Passio sancti Iuliani martyris
Gedankenwelt, Sprache, Überlieferung (Buchner II, pg. XI-XX) Seine geistige Welt ist die des Senatorenadels des VI. Jhdts. in Gallien; er zeigt Verständnis auch für die roman. Unterschichten und vertritt Interessen der Stadtbürger wie der Kolonen auf dem Land gg. die Herrscher. Er sprach auch vulgärlateinisch, zeigt aber Distanz zur Sprache der fränkischen Bevölkerung: „Et ille: ,Ecce enim dies solis adest‘ - sic enim barbaries vocitare diem dominecum consueta est – …“ (Hist.Fr. III,15). Er beklagt den Verfall der Pflege der freien Wissenschaften, und der lat. und röm. Tradition. Trotz beachtlicher literarischer Kenntnisse mangelhafte Grammatik: Verwechslung der genera von Substantiven, Verbindung von Präpositionen mit den falschen Kasus. Sein Werk ist eine Fundgrube für die Erforschung des Vulgärlateins. Er fühlt sich nicht als Franke, sondern als Römer. Seine Geschichtsschreibung beschreibt im Ggs. zur vorhergehenden „diesseitigen“ der Römer (Geschichte erklärt aus Trieben, Leidenschaften und innerweltl. Kräften) typisch mittelalterlich das Eingreifen Gottes und der Heiligen in die Geschichte („Geschichte als Heilsgeschichte“). Von den Hist.Fr. gibt es rund 40 Hss. v. VII. bis z. XV. Jhdt., vollständigste (nicht beste): Casinensis 275, s. XI.
Ausgaben, Übersetzungen, Literatur MGH, Scriptores rerum Merovingicarum, ed. Krusch: Bde. I,1 (21937-51) und 2 (1885) - krit. – die meisten Werke außer: De cursu stellarum …, ed. Fr. Haase, 1853 - krit. (Sig. mlat. A II 5944) Migne, Patrologiae Cursus completus, Series latina: tom. 71, Paris 1867 (Garnier u.a.) Historiae Francorum (lat.-dt.), 2 Bde., übers. Rud. Buchner 4. A. 1970 (Sig. mlat. A II 5946) Max Manitius: Gesch. der lat. Literatur des Mittelalters, 1911 (1974), Bd. I, I. Buch, VI, 34 (pg. 216) Henri Omont; Gaston Collon: Grégoire de Tours - Histoire des Francs, Paris 1913 (Picard): Übersicht über die Hss. und späteren Ausg. (Sig. mlat.A II 5945) Wilh. Wattenbach Deutschlands Geschichtsquellen im MA, Bd. 1,106-111, zur Sprache Gregors Max Bonnet: Le latin de Grégoire de Tours, Paris 1890 (Hachette)
HÄTZLER, Clara
Lohnschreiberin, aus Augsburger Notarsfamilie, geb. um 1430, gest. nach 1476, von 1452 bis 1476 in Augsburger Steuerbüchern nachgewiesen. Von ihr sind acht deutschsprachige Hss. aus den Jahren 1467 - 1473 bekannt, darunter ein „Beizbüchlein“ (beiz von beizzen/beißen = mit Falken jagen) und ein Schwabenspiegel; die bekannteste ist eine Sammlung von Liedtexten hauptsächlich des XIII. bis XV. Jhdts., die sie im Auftrag des Augsburger Bürgers Jörg Roggenburg abschrieb.
[Quelle: Günther Grünsteudel, Günter Hägele und Rudolf Frankenberger:
Augsburger Stadtlexikon, pgg. 466. 2. Aufl., Augsburg 1998; Sig. UB
Hdlb 99 B 607]
HOESCHEL, David
Späthumanist, Theologe, Gräzist, Byzantinist, geb. 1556 in Augsburg, gest. 1617 in Augsburg; ab 1581 Lehrer am Humanistischen Gymnasium bei St. Anna, ab 1593 Rektor des Gymnasiums und Stadtbibliothekar, Mitbegründer (neben Hieronymus >>Wolf) der deutschen Byzantinistik, seit 1587 gab er 35 Editionen griechischer und byzantinischer Autoren, überwiegend Kirchenlehrer und Theologen, heraus, 1595 einen Katalog der (bis dahin 156) griechischen Handschriften der Stadtbibliothek Augsburg, die der Rat der Stadt zum großen Teil (99 Bände) 1543/44 in Venedig angekauft hatte. Die Hss., obwohl Eigentum der Stadt und der Bürger von Augsburg, wurden nach 1806 in die kgl. bayer. (Staats-)Bibliothek weggeführt.
[Quelle: Günther Grünsteudel, Günter Hägele und Rudolf Frankenberger:
Augsburger Stadtlexikon, pgg. 507 und 828. 2. Aufl., Augsburg 1998; Sig. UB
Hdlb 99 B 607]
JUSTINIAN
Flavius Petrus Sabbatius Iustinianus, einer der bedeutendsten oströmischen Kaiser, reg. 527-565. Er beauftragte 528 eine Juristenkommission, die röm. Kaisergesetze, 529 eine andere derartige Kommission, das gesamte Juristenrecht zu sammeln (Digesten oder Pandekten, 533), ferner Institutionen (ein Lehrbuch mit Gesetzeskraft, das den Inhalt des Corpus Iuris zusammenfaßte und in sein Studium einführte, 21. 11. 533) >> Corpus iuris civilis. Er ließ durch den Architekten Anthemios von Tralleis und den Mathematiker Isidor von Milet von 532 bis 537 in seiner Hauptstadt Konstantinopel die Hagia Sophia, die Kirche der heiligen Weisheit (= Beiname Christi) als größte Kirche der Christenheit errichten. (Der Vorgängerbau war beim Nika-Aufstand 532 zerstört worden.) [Näheres zum Corpus iuris und Quellen: >> Corpus iuris civilis.]
JUVENCUS, Gaius Vettius Aquilinus
[klat. Iuvencus] lebte um die Mitte des IV. Jhdts., „in konstantinischer Zeit“ (evang. 4, 806ff.), spanischer Priester, stammt vermutlich aus der röm. Provinz Baetica, Hauptstadt Sevilla, oder Carthaginiensis bzw. Tarraconensis in S bzw. SO der iberischen Halbinsel, die am stärksten romanisiert waren. (Was über ihn bekannt ist, findet sich, außer in seinem Werk Buch IV, 806ff., bei Hieronymus (Chronik a. 329 p. Chr., de viris ill. 84, epist. 70, 5, 3, und in Matth. 2, 11, lin. 145).
Er ist Verfasser einer lateinischen Evangelienharmonie [= evang.], die sich im wesentlichen an das Matthäusevangelium anlehnt. Sie besteht aus einer Praefatio und über 3000 nach Vergil gebauten Hexametern in 4 etwa gleich großen Büchern. Juvencus hat für seine Bibel eine altlateinische Übersetzung, gelegentlich das griechische Original, vermutlich auch einen Bibelkommentar benutzt und hat Prudentius, Proba, Paulinus v. Nola, Orosius und Venantius Fortunatus sowie die Dichter der karolingischen Renaissance und Petrarca (1304-1374) beeinflußt. Das Werk eröffnet die bis Klopstock († 1803) reichende Reihe der Bibelepen.
Ausgaben: Jean-Paul Migne: Patrologiae cursus completus, Band 19, pg. 9-346; Paris 1856 [Johann Huemer:] Gai Vetti Aquilini Iuvenci Evangeliorum libri quattuor ... Wien 1891; Corpus scriptorum ecclesiasticorum Latinorum (CSEL) Bd. 24 [Carl Marold:] C. Vettii Aquilini Iuvenci Evangeliorum libri quattuor ... Leipzig 1886 [Anton Knappitsch, Übs.] C. Vettii Aquilini Juvenci evangeliorum libri quattuor. In sermonem Germanicum ... Graz 1910. Pars II.III. 1911-12.
Literatur: Hansson, Nils: Textkritisches zu Juvencus mit vollständigem Index verborum. Lund 1950. Mit einer Übersicht über die Hss.-basis (Sig. mlat. B II 331); Eduardo Otero Pereira: Juvenco y la exégesis (Analecta Malacitana (AnMal electrónica ), ISSN 1697-4239, Nº. 6, 2000); ders.: Las primeras biografías de Christo: Juvenco y las harmonías evangélicas, in: Dorothea Walz (ed.): Scripturus Vitam (FS Walter Berschin) Heidelberg 2002, S. 175-183
[Quellen: Sigmar Döpp, Wilhelm Geerlings: Lexikon der antiken christlichen Literatur. Freiburg 1998, pgg. 371/72; Buchwald: Tusculum-Lexikon, s.v.]
„DIE KÖNIGINNEN“
Dem Sohn Karls V., Kaiser Ferdinand I., gebar seine Gemahlin Anna von Böhmen und Ungarn (1503-1547), Tochter Wladislaus IV., 15 Kinder, von denen den Vater drei Söhne und neun Töchter überlebten. Von diesen errichteten Erzherzog Ferdinand II. von Tirol (der Gatte von Philippine Welser) und drei Schwestern, die kaiserlichen Prinzessinnen (Erzherzoginnen) Magdalena (1532-1590), Helena (1543-1574) und Margaretha (1536-1566) 1569 in Hall in Tirol ein Damenstift und eine Jesuitenniederlassung. Die drei Frauen, die auch selbst in das Stift eintraten – Magdalena starb als letzte dort im Jahr 1590 – und ihre 1607 eingetretenen Nichten Eleonora (1582-1620) und Christierna (1574-1621, kurze Zeit mit Fürst Sigmund Báthory von Siebenbürgen verheiratet) wurden vom Volk „die Königinnen“ genannt. (Duhr I 190; Braunsberger PCE III 695 Nr. 311, 708 Nr. 331 u.ö.; Engel 12 ff., 24 ff.). Magdalena war die älteste der fünf und versah sozusagen die „Mutterstelle“ (vgl. Braunsberger PCE IV 597 Nr. 1101 u. 767 Anm. 3; Rapp 23). Erzieher der drei Prinzessinnen war seit 1560 Petrus Canisius (Paquot III 131; Engel 12; Rapp 38 f.).
Die Bezeichnung „Königinnen“ wird uneinheitlich verwendet: Braunsberger bezeichnet damit nur die Kaisertöchter unter Einbeziehung von Barbara und Johanna, die später geheiratet haben (vgl. PCE a.a.O. und IV 597 Nr.1101), Engel 24 die drei Stiftsdamen und ihre zwei Nichten Christierna und Eleonora, Koch Bd. I 756 nur die drei ins Stift Eingetretenen. In Augsburg bewahrt eine Gaststätte in der Jakober Vorstadt, hinter der Fuggerei, Meister-Veits-Gäßchen 32, die Erinnerung an die drei. Das Haus „[Lit.] G 153 [beherbergte] seit 1615 ein Bräuhaus «zu den drei Königen»[!], vulgo «Lochwirt» [wohl, weil diese Gasse, die Fortsetzung des Meister-Veits-Gäßchens, Langes Lochgäßchen hieß, zur Unterscheidung vom Kurzen Lochgäßchen, in das sie beim Gasthof mündet und das neben dem Kappeneck den Jakobsplatz mit der Vogelmauer verbindet].” (Werner, Häusergesch. 188). Die [Brauerei-]Gerechtigkeit ruhte früher auf [Lit.] C 150, das war bis vor einigen Jahrzehnten der Häringbräu in der Gegend von Schmiedberg-Belzmühlgäßchen-Leonhardsberg. Das Lochgäßchen hat nach Haid 67 seinen Namen von einem großen Weiher, bei dem sich eine noch im Anfang des XV. Jhdts. bestehende „Schwindgrube“ (Sickergrube?) befand (Haid 67 f.).
Töchter* Kaiser Ferdinands I. und deren Nichten
Habsburg, Barbara* von (von Österreich)
, * 30. 4. 1539, Tochter Kaiser Ferdinands I., Erzherzogin von Österreich, ∞ 1565 mit Alphons II. Herzog zu Ferrara († 1597) als dessen zweite Gemahlin, † 1572 Ferrara (Wurzbach VI 156, Nr. 37) Habsburg, Christierna von (Maria Christina v. Österreich),
* 10. 11. 1574 Graz, Erzherzogin von Österreich, Tochter von Erzherzog Karl II. von Österreich-Steiermark (1540-1590), Nichte von Magdalena, Margaretha, Barbara, Helena und Johanna, ∞ 6. 8. 1595 Stuhlweißenburg (Székesfehérvár/Ungarn) Sigismund Báthory (1572–1613), Fürst von Siebenbürgen; die unglückliche Ehe wurde nie vollzogen und 1599 von Clemens VIII. annulliert. 1607 Eintritt ins Damenstift Hall, 1612 Oberin, † 6. 4. 1621 Hall/Tirol, begraben ebda. Stiftskirche, jetzt in der Jesuitenkirche (Heilingsetzer); eine der „Königinnen“ i.w.S. Habsburg, Eleonora* von
, 1582, Erzherzogin von Österreich, Tochter v. Erzherzog Karl II. von Österreich-Steiermark (1540-1590), Nichte von Magdalena, Margaretha, Barbara, Helena und Johanna, Stiftsdame in Hall/Tirol, † 1620 Hall/T.; eine der „Königinnen“ i.w.S. Habsburg, Helene* von,
* 7. 1. 1543, Tochter Kaiser Ferdinands I., Erzherzogin von Österreich, Mitgründerin des Adeligen Damenstifts Hall/Tirol, Keuschheitsgelübde 12. 3. 1564, † 1574 als Stiftsdame, beigesetzt in der Stiftskirche; jetzt in der Gruft der Jesuitenkirche (Wurzbach VI 277, Nr. 111; Rapp 45); eine der „Königinnen“ i.e.S. Habsburg, Johanna* (von Österreich)
, * 24. 1. 1547, Tochter Kaiser Ferdinands I., Erzherzogin von Österreich, ∞ 18. 12. 1565 Francesco de‘ Medici (1541-1587), Großherzog von Toscana, Gründer der Uffizien in Florenz, unter dessen Untreue sie litt, † 11. 4. 1578 Florenz (Wurzbach VI 290 f., Nr. 122) Habsburg, Magdalena* von
, * 14. 8. 1532 Innsbruck, Erzherzogin, Tochter Kaiser Ferdinands I., Gründerin des Haller Adeligen („Königlichen“) Damenstifts, Keuschheitsgelübde 12. 3. 1564, 1568-1590 Leiterin, † 10. 9. 1590 Hall/Tirol (Wurzbach VII 1 f., Nr. 181; Rapp 15; ); Seligsprechungsprozeß (Dekret 11); eine der „Königinnen“ i.e.S. Habsburg, Margaretha* von
, * 10. 4. 1538 Innsbruck, Erzherzogin, Tochter Kaiser Ferdinands I., Stifterin des Haller Damenstifts, Keuschheitsgelübde 21. 3. 1563, † 12. 3. 1566 Hall/Tirol (vor Errichtung von Stiftsgebäude und Kirche), begraben in der Jesuitenkirche Hall/Tirol, (Wurzbach VII 11 f., Nr. 190), eine der „Königinnen“ i.e.S.
Literatur: Braunsberger PCE, Beati Petri Canisii Epistulae et acta collegit et adnotationibus illustravit Otto Braunsberger [SI]. 8 Bände; hier Bde. III und IV, Freiburg i. Br. 1901 und 1905. Duhr, Bernhard: Geschichte der Jesuiten in den Ländern deutscher Zunge.
Bd. 1. - Geschichte der Jesuiten in den Ländern deutscher Zunge im XVI. Jahrhundert. Freiburg i. Br. 1907. Engel, Josef: Fünf auserlesene Verehrerinnen des allerheiligsten Sakramentes aus dem Hause Habsburg / Strahlen der eucharistischen Sonne aus dem Hause Habsburg. Innsbruck 1912. Haid, Christoph Jakob: Historische Nachweise über die ursprüngliche Benennung aller Straßen, Plätze, Thürme, Häuser, Höfe etc. in der Kreis-Hauptstadt Augsburg, welche in ihrem Namen etwas Eigenthümliches oder Unbekanntes haben. Aus authentischen Quellen zusammengetragen: Augsburg 1762. Heilingsetzer, Georg: Maria Christierna; in: Hamann, Die Habsburger, ein biographisches Lexikon, p. 312. Koch, Ludwig: Jesuiten-Lexikon. Die Gesellschaft Jesu einst und jetzt. Paderborn 1934, Photomechan. Nachdr. Löwen-Heverlee 1962. Bd. I. Paquot, Jean Noël, Mémoires pour servir à l‘Histoire Litteraire
des dix-sept provinces des Pays-Bas, de la principauté de Liège et de
quelques contrées voisines. (18 Bde.) Bd. III. Löwen 1770. Rapp, Ludwig: Königin Magdalena von Österreich, Stifterin des königlichen Stiftes zu Hall in Tirol. Ein Lebensbild aus dem sechzehnten Jahrhundert. Innsbruck 1858. Werner, Anton: Augsburger Häusergeschichte. Ein Beitrag zur Topographie Alt-Augsburgs. Handschriftlich kopiert von Gustav Euringer 1916, übertragen im Februar 1977 von W. Grimminger und E. Schimanek – Arbeitsgruppe im Rahmen des Historischen Vereins. Augsburg 1977. Wurzbach, Constant(in) von: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich enthaltend die Lebensskizzen der denkwürdigen Personen, welche 1750 bis 1850 im Kaiserstaate und in seinen Kronländern gelebt haben. Wien 1856-1891 (Hof-u. Staatsdruckerei) (Zusatz Bd. 7 ff.: „..., welche seit 1750 in den österreichischen Kronländern geboren wurden oder darin gelebt und gewirkt haben.“).
NEBRIJA, Elio Antonio de
spanischer Frühhumanist, Grammatiker, geb. 1444 in Nebrija (lat.: Nebrissa), gest. 1522 in Alcalá de Henares; ab 1473 Prof. für lat. Rhetorik in Salamanca, Alcalá und Sevilla; verfaßte eine lateinische Grammatik und 1492 die erste Grammatik der spanischen (kastilischen) Sprache;
[Quelle: Enciclopedia Universal ilustrada Europeo-Americana, Bd. XXXVII, col. 1477/78. Madrid 1985] Sig. UB Hdlb ZSA 6263 B ? Vgl. a. LThK, Band VI, unter „Lebrija“
NIKOLAUS [Notarius]
† um 1176, Benediktiner in Montiéramey bei Troyes (F-Champagne), 1145-1151 Bibliothekar in Clairvaux und Sekretär Bernhards von Clairvaux, wegen Siegelmißbrauchs entlassen [vgl. Ep. 298 des hl. Bernhard]. Später Sekretär des Grafen Heinrich von Champagne. Er verfaßte Briefe und Homilien (PL 196, 1594-1696) in gekünstelter Sprache und stilistischer Abhängigkeit vom hl. Bernhard, die z.T. lange Bernhard zugeschrieben wurden. [vgl. LThK VII 983]
PAULUS DIACONUS
* um 720, † um 800 in Montecassino, aus langobardischem Adel, Schriftsteller, Historiker, Kleriker, Mönch. Lebte ursprünglich wohl am langobardischen Hof, dann an der Hofschule Karls d. Gr. in Aachen, bis er ins Kloster Monte Cassino eintrat. Werke: Historia Langobardorum, Römische Geschichte.
PASIUS, Curius (Cyrus) Lancilotius (Curio Lancillotto Pasio)
Humanist, Geburts- und Todesjahr unbekannt, aus Ferrara, Autor einer Grammatik und anderer philologisch-grammatischer und literarischer Werke, von Reden und Briefen; wirkte zwischen ca. 1480 und 1520 im Raum Ferrara - Reggio nell'Emilia. Sein in gewisser Weise provinzieller Humanismus nimmt an der zu seiner Zeit neuesten Entwicklung der humanistischen Philologie nicht teil. Er ist vielmehr durch eine wesentlich exegetische Sichtweise gekennzeichnet, bei entschiedener Vernachlässigung des Interesses an der Rekonstruktion des Textes; besonders deutlich wird das an seinem Kommentar zum Vorwort des Plinius zu dessen «Naturalis historia».
Werke: «De litteratura non vulgari» (Grammatik), Erstdruck 1504 bei Francesco Mazzali, Reggio Emilia u.d.T. «De rebus non vulgaribus», 1504 auch Thermae Aqu. (...), mehrere Neudrucke zwischen 1511 und 1525, z.B. Parma 1514 u.d.T. «De litteratura non vulgari libri decem», Straßburg 1511 u.d.T. «Non vulgaris literatura» libri VIII und 1518 u.d.T. «De arte grammatica libri octo»; «Lectiones Plinianae» (zur Nat. hist. des Plinius), Reggio nell'Emilia (Regii Lepidi) 1504; «Bucolicorum mimisis», 10 Eklogen, Cod. Vat. lat. 2866
Literatur: Giorgio Pinotti: Un umanista a Reggio fra Quattro e cinquecento: Curio Lancillotto Pasio, in: Contributi. Rivista Semestrale della Biblioteca «A. Panizzi». Reggio Emilia, a. V, no. 10 (Juli-Dezember 1981), p. 103-143; ders.: Curio Lancillotto Pasio e la «Bucolicorum mimisis», dedicata a Niccolò da Correggio, in: Humanistica Lovaniensia 32 (1983) 165-196, mit Kurzvita in n. 1, p. 165.
PEUTINGER, Konrad
Dr., Stadtschreiber (Leiter der Städt. Kanzlei ab 1495) geb. 1465, gest. 1547 in Augsburg; Jurist, Gelehrter, Humanist, Diplomat (Außenminister der Reichsstadt), Rechtsgutachter, Geschichtsschreiber, Sammler römischer Altertümer. Ehefrau: Margarethe Welser (∞ 1498). Grab auf dem Domfriedhof zerstört nach 1806 aus Anlaß der Anlage eines Exerzierplatzes für die bayerischen Truppen; Grabstein seit 1829 in der Stadtbibliothek, ab 1855 im Maximiliansmuseum, seit 1966 im Römischen Museum, zusammen mit den wertvollsten römischen Steindenkmälern aus seiner Sammlung. In seinem ehemaligen Wohnhaus Peutingerstraße 11 (gegenüber dem Dom) sind im Hof noch einige römische Denkmäler zu sehen, die er gesammelt hat. Peutinger erhielt von seinem Humanistenkollegen Conrad Celtis die ma. Kopie einer römischen Straßenkarte, die aus seinem Nachlaß den Weg in die Österreichische Nationalbibliothek in Wien fand, die sog. Tabula Peutingeriana. Werke: Briefwechsel, (Humanistenbriefe Bd. 1) ed. Erich König, München 1923; Inscriptiones vetustae Romanae et earum fragmenta in Augusta Vindelicorum et eius dioecesi. Mainz 1520. Sermones convivales: de mirandis Germaniae antiquitatibus. Straßburg 1506 und 1530. Herausgeber von Iordanes <Gotus>: De rebus Gothorum 1517; von Guntherus <Parisiensis>: De gestis Imperatoris Caesaris Friderici Primi Augusti; Die Bibliothek Konrad Peutingers (die autographen Kataloge) ed. Hans-Jörg Künast, Teil 1: der nichtjuristische Bibliotheksteil. Tübingen 2003; Teil 2: der juristische Bibliotheksteil. Tübingen 2005. PONTANUS, Jacobus
Jacobus Pontanus (eigentlich Spanmüller), Humanist, Jesuit, Schriftsteller, Pädagoge, Philologe [1]; geb. 1542 in Bruck (Brüx, tschechisch Most, Böhmen), Priester, 3 Gelübde 3. 12. 1589 Augsburg, † 25.11.1626 Augsburg.
Studium Kolleg Prag vor 1564, Ordenseintritt 17. 5. 1564 [2] Prag, Novize, stud. hum. und rhet. in Prag 1564-66, „nach Bayern entsandt“ Okt. 1566, Studium in Dillingen, währenddessen Lehrtätigkeit alte Sprachen und Rhetorik am Kolleg Dillingen; Prof. Humanität, latein. Rede zur Eröffnung des Gymnasiums des Augsburger Kollegs, erster Rhetoriklehrer [3] ab 1582; machte sich einen Namen durch seinen an Cicero und Vergil orientierten Latein- und sogar durch Griechischunterricht [4]; weitgehend Verfasser der «Ratio Studiorum» [5] 1599, sein Lehrprogramm wurde von General Aquaviva gebilligt und gefördert (DHCJ, Camena); Gründer eines Seminars für klassische Philologie in Augsburg zur Ausbildung von Jesuitenlehrern und zur Förderung der «Ratio Studiorum»
Werke (Auswahl) [4] «Stratocles», „Dialog“ (Schuldrama) 1588 [6], ed. Rädle: Lat. Ordensdramen, Berlin 1979 «Progymnasmata Latinitatis», Lehrbuch, 4 Bde. (Augsburg 1588-1594, Wolff) «Selectorum Dialogorum Libellus ex progymnasmatum latinitatis I et II volumine», München 1589 (Zwei Bände «Dialoge“, vgl. Annalen 1589,3; Hs. I p. 325?) Poetik «Poeticarum Institutionum libri tres» (Ingolstadt 1594), «Floridorum libri octo» Hymnen und Oden an Jesus und Maria (Augsburg 1595, Ad insigne Pinus) «Colloquiorum sacrorum libri quatuor» (Augsburg 1609) «In Publii Ovidii Nasonis, poetarum ingeniosissimi, Tristium et De Ponto libros novi commentarii» (Ingolstadt 1610), ferner Kommentare zu Vergil «Publii Ovidii Nasonis Metamorphoseon liber XV» (Mainz 1613) Erstausgaben griechischer Autoren mit lat. Übersetzung, z.B. Cyrill von Alexandrien
Literatur (Auswahl) Biographie: B. Bauer NDB XX (2001) 615; LThK VIII 611; Duhr I 873, II 2,781; Hoche ADB XXVI (1888) 413; Veith, Bibliotheca Augustana, Alphabetum V (1789) 119-149 Bibliographie: Sommervogel VI p. 1007-1019; IX p. 779; ADB a.a.O.; NDB a.a.O., Veith a.a.O. Barbara Bauer: Jacob Pontanus SJ – ein oberdeutscher Lipsius, ZBLG 47 (1984) pp. 77-120 Marc Fumaroli: Les «Progymnasmata» du P. Jac. Pontanus, in: Acta Conventus Neolatini Amstelodamensis, 1973, Mchn 1979, p. 410-425 (Sig. mlat. D I 496)
Pontans bekannteste Schüler sind Matthäus Rader (1561-1634; «Bavaria Sancta»; Programm des Goldenen Saals im Augsburger Rathaus), Jacob Bidermann («Cenodoxus», Uraufführung 2. Juli 1602 in Augsburg), Jeremias Drexel (1581-1638, Bayer. Hofprediger; Erbauungsschriftsteller), Georg Stengel (1584-1651, Erbauungsschriftsteller) [7].
1 Quellen, wenn nicht anders angegeben, Karl Erlinghagen in: DHCJ, tom. IV, p. 3191; Gerl, Catalogus generalis Prov. Germ. Sup., p. 322. 2 DHCJ IV p. 3191; Cat. Prag; a.A. Gerl, p. 322: 1563; Sommervogel VI, p. 1007: 1562. 3 Annalen 1582,32 (Hs. I, 215), 1583,22 (Hs. I, 242). 4 DHCJ IV, p. 3191. 5 B. (Mahlmann-) Bauer: Jacob Pontanus SJ – ein oberdeutscher Lipsius, in: ZBLG 47 (1984) pp. 77-120, hier p. 83. 6 Annalen 1588,7 Anm.; 7 B. (Mahlmann-) Bauer, ZBLG p. 77. ___________________________________________________________________
PRUDENTIUS
Aurelius Prudentius Clemens, größter christlicher lateinischer Dichter der Antike, ca. 348 bis nach 405; Werke u.a.: Tagzeitenbuch («Cathemerinon liber»); Über die Märtyrerkronen («Peristephanon»); Kampf um die Seele («Psychomachia»); Tituli historiarum («Dittochaeon»). Texte in CSEL 61, 1926. Lit.: Manitius, Band I. [Quelle: Buchwald: Tusculum-Lexikon, s.v.] Deutsche Übersetzung: Prudentius. Das Gesamtwerk. Eingeleitet, übersetzt und kommentiert von Wolfgang Fels. Band 9 der Reihe "Bibliothek der Mittellateinischen Literatur". Stuttgart 2011.
WOLF, Hieronymus
Gräzist, Rektor des Gymnasiums bei St. Anna und Leiter der Stadtbibliothek Augsburg, geb. 1516 in Oettingen, gest. 1580 in Augsburg; 1551 Bibliothekar bei Hans Jakob Fugger; 1557 Rektor des Gymnasiums bei St. Anna in Augsburg, das er - gegen den Willen des protestantisch dominierten Rates - konfessionell neutral zu führen versuchte; zugleich Leiter der 1537 gegründeten Augsburger Stadtbibliothek, der ersten Stadtbibliothek in Deutschland. Als Herausgeber eines byzantinischen Geschichtskorpus Begründer der Byzantinistik in Deutschland; stellte u.a. 1575 einen Katalog der griechischen Handschriften der Stadtbibliothek Augsburg auf, der der erste gedruckte Katalog seiner Art war, und gab die Werke von Demosthenes (Basel 1550) und Isokrates (Basel 1548) heraus. Die griechischen Hss. waren von Augsburger Kaufleuten überwiegend in Venedig für den Rat und die Bibliothek Augsburgs erworben worden; nach dem gewaltsamen Anschluß Augsburgs an Bayern im Dezember 1805 wurden sie wenig später aus Augsburg weggeführt und der Münchner Hofbibliothek einverleibt.
Gedenktafel für Hier. Wolf im Kreuzgang von St. Anna, Augsburg
[Quelle: Günther Grünsteudel, Günter Hägele und Rudolf Frankenberger: Augsburger Stadtlexikon, pg. 935/936. 2. Aufl., Augsburg 1998; Sig. UB Hdlb 99 B 607; Helmut Zäh, in: Hoffmann, Carl A.: Als Frieden möglich war (Ausst.-Kat.) Regensburg 2005, pg. 589/90; Sig. UB Hdlb 2005 B 614]
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